Zum Tag des brandverletzten Kindes: Sicherheits-Guide zur Silvester-Knallerei 2019/2020
Von Christin Matthies | 7. Dezember 2019
„Verknallt an Silvester“ - was im ersten Moment nach einer romantischen Liebesgeschichte zum
Jahreswechsel klingt, ist in Wahrheit bitterer Ernst. Denn jedes Jahr verletzen sich in
dieser Nacht
immer mehr Hamburgerinnen und Hamburger an Feuerwerkskörpern. Ein Trend, der sich auch
jährlich in
der Innenstadt verfolgen lässt, und der neben einem Anstieg von Gewalttaten durch einen erhöhten
Alkoholkonsum vorgestern zum Verbot des Silvesterfeuerwerks rund um die Binnenalster durch den
Hamburger Senat führte.
Doch zu den Unfallopfern von Feuerwerkskörpern zählen nicht nur Erwachsene. Auch die Anzahl an
verletzten Kindern und Jugendlichen steigt Jahr für Jahr. Die Folgen sind dabei oft
schwerwiegend, schmerzhaft und dauerhaft. Um gerade hier vorzubeugen und auf die Gefahren der
Silvesterknallerei mit Hilfe von Aufklärungsarbeit aufmerksam zu machen, hat Paulinchen
e.V., die Initiative für
brandverletzte Kinder, den heutigen Tag des brandverletzten Kindes unter das Motto
„Verknallt
an Silvester“ gestellt.
Als Aktionspartner haben wir einen Sicherheits-Guide mit einigen Tipps zum Umgang mit Feuerwerkskörpern, Verletzungsbeispielen und Erste-Hilfe-Maßnahmen rund um das Thema Silvesterböllerei zusammengestellt. Ebenfalls mit dabei: Paulinchen e.V. als Anlaufstelle für Familien von brandverletzten Kindern in Norderstedt. Und wir verraten euch, wie ein Aufkleber der Hamburger Feuerwehr im Brandfall hilft, Kinderleben zu retten:
- Umgang mit Feuerwerkskörpern - Dos & Dont’s
- Diese Verletzungen können durch Feuerwerkskörper entstehen
- Erste-Hilfe-Maßnahmen
- Paulinchen e.V. - Anlaufstelle für Familien von brandverletzten Kindern in
Norderstedt bei
Hamburg
- Im Brandfall Kinderfinder - dieser Sticker rettet in Hamburg Leben
1. Umgang mit Feuerwerkskörpern - Dos & Dont’s
Dos:
😊 Geprüftes Feuerwerk kaufen und die Verpackungen auf die Registrierungsnummer der BAM (0589)
und CE-Zeichen prüfen.
😊 Kinder und Jugendliche über die Gefahren durch Feuerwerkskörper aufklären - selbst wenn
sie selbst nicht böllern, sollten sie wissen, worauf sie achten sollten, wenn sie sich draußen
aufhalten.
😊 Großen Sicherheitsabstand zum Feuerwerk einhalten
😊 Silvesterraketen kippsicher aufstellen, z.B. in einer leeren Sektflasche auf ebenerdigem
und gepflasterten Untergrund.
😊 Als Alternative zu Böllern & Co. lieber Knicklichter oder LED-Leuchtstäbe nutzen, denn
selbst vermeintlich harmlose Wunderkerzen können sich zum Teil bis zu 1.200 Grad erhitzen und
Verbrennungen verursachen!
😊 Fenster und Türen am Silvesterabend geschlossen halten, damit sich keine Feuerwerkskörper
in die eigenen vier Wände verirren und dort Brände verursachen.
😊 Nicht gezündetes Feuerwerk mindestens 15 Minuten liegen lassen und auch nicht in die Nähe
gehen, später in einen mit Wasser gefüllten Eimer geben. Die Feuerwerkskörper dazu am besten mit
einer Grill- oder Nudelzange, nicht mit den Händen, aufheben.
😊 Am besten immer einen Eimer Wasser oder einen Feuerlöscher dabei haben.
😊 Knaller richtig entsorgen: Silvesterknaller gehören in den Hausmüll, lediglich
Verschlusskappen, Raketenbeutel und Blisterverpackungen kommen in die gelbe Tonne.
Dont’s:
☹️ Kinder NIE ohne Aufsicht lassen
☹️ Böller haben in Hosentaschen NICHTS zu suchen, durch Reibung sind diese sogar in der
Tasche
entzündbar
☹️ Böller und Raketen NIE aus der Hand zünden
☹️ Raketen und Knaller NIE von Balkonen oder aus Fenstern abschießen
☹️ Feuerwerkskörper jeglicher Art NIEMALS auf Personen richten oder werfen
☹️ Silvesterknaller und Raketen nicht unter Alkoholeinfluss zünden
☹️ Keine Feuerwerkskörper selbst basteln oder „pimpen“
☹️ Auf Flughindernisse vor dem Zünden von Raketen achten. Dazu gehören: Balkone, Baumäste,
Autos und natürlich auch andere Menschen!
☹️ Blindgänger NIEMALS ein zweites Mal anzünden
☹️ Abbrennen von Feuerwerk in geschlossenen Räumen verboten! Dazu zählen auch Treppenhäuser und Briefkästen.
2. Folgen eines Unfalls durch Feuerwerkskörper
Hand- und Gesichtsverletzungen:
💥 Schwere Verbrennungen
💥 größere Wunden durch explodierte Feuerwerkskörper in der Hand oder im Gesicht
💥 abgerissene Finger(kuppen)
Verletzungen des Innenohres:
💥 Explosion eines Böllers direkt am Ohr kann zu einem Knalltrauma im Innenohr führen. Es äußert sich
durch: Hörminderung, Geräuschempfindlichkeit, Tinnitus-Symptome wie ein Dauer-Piepen im Ohr, machmal
auch Schwindelgefühle und Gleichgewichtsstörungen.
Im schlimmsten Fall kann es auch zur Schwerhörigkeit oder zum kompletten Hörverlust führen - und das
sogar dauerhaft!
Verletzungen an den Augen:
💥 Verletzungen an den Augen - Verbrennungen, Verletzungen der Netzhaut, im schlimmsten Fall sogar
eine komplette Erblindung
3. Erste-Hilfe-Maßnahmen
Bei schweren bis schweren Verletzungen jeglicher Art:
✅ Sofort Nummer des Notrufs wählen: 112!
✅ Sich, wenn noch möglich, in eine gefahrenfreie Zone begeben
Nach Verbrennungen:
✅ Kühlen im handwarmen Wasser hilft, ABER nur etwa die ersten 10-15 Minuten
✅ Großflächige Verbrennungen ab über 15% der Körperoberfläche nicht kühlen! Das kann gerade bei
Neugeborenen, Säuglingen oder bewusstlosen Personen zur Unterkühlung führen.
✅ Die Kleidung hat Feuer gefangen? Durch das Wälzen auf dem Boden werden die Flammen erstickt, wer
einen Eimer Wasser dabei hat, gießt ihn am besten direkt drüber.
✅ In die Haut eingebrannte Kleidung nicht selbst entfernen!
Offene Wunden:
✅ Größere und blutende Wunden umgehend steril verbinden oder zumindest überdecken, damit kein
Schmutz reinkommt
✅ Wenn Finger oder Fingerteile durch eine Explosion „weggesprengt“ oder abgerissen wurden, sollten
diese sofort geborgen und den Rettungskräften mitgegeben werden.
Nach einem Knalltrauma:
✅ Viel kann man hier im ersten Moment nicht tun: Sich sofort in eine gefahrenfreie Zone begeben und
den Notruf wählen
✅ Bei Schwindel oder Gleichgewichtsstörung hinsetzen und warten bis die Rettungskräfte kommen. Auf
keinen Fall selbst ins Krankenhaus fahren!
Verletzungen an den Augen:
✅ Auch wenn „nur“ ein Auge verletzt ist, sollten am besten immer direkt beide verbunden werden. So
wird das in Mitleidenschaft gezogene Auge nicht mehr bewegt und geschont. Sind offene Wunden am Auge
mit im Spiel sollte dazu ein steriler Verband genutzt werden.
4. Paulinchen e.V. - Anlaufstelle für Familien von brandverletzten Kindern in
Norderstedt bei Hamburg
Als Initiative für brandverletzte Kinder wurde Paulinchen e.V. 1993 gegründet.
Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Familien in ganz Deutschland nach Verbrennungs- und
Verbrühungsunfällen zu beraten und sie in jeder Phase nach dem Unfall zu begleiten. Um dabei
jedem Kind die bestmögliche Versorgung zukommen zulassen, hilft Paulinchen e.V. zum Beispiel bei der
Suche nach den richtigen Ärzten, Therapeuten oder erfahrenen Sanitätshäusern in der jeweiligen
Region.
Auch Aufklärungs- und Präventionsarbeit - wie sie unter anderem im Rahmen des alljährlichen Tages des
brandverletzten Kindes am 7. Dezember erfolgt - gehört zu den Aufgaben des Vereins.
Im Falle von Verbrennungen und Verbrühungen ist Paulinchen e.V. unter der kostenlosen
Rufnummer
erreichbar: 0800 0 112 123
Weitere Infos zur Silvesterböllerei sowie rund um das Thema Verbrennungen und Verbrühungen gibt’s
unter: www.paulinchen.de
5. Kinderfinder für den Brandfall - Sticker helfen Hamburger Feuerwehr bei der
Suche
nach dem Nachwuchs in den Flammen
Mitte November haben die Hamburger Feuerwehr und die Feuerwehrkasse Hamburg reflektierende Aufkleber
zum Anbringen an Kinderzimmertüren herausgebracht. Hintergrund: Im Brandfall ziehen sich die
Jüngsten oft in ihr kleines Reich zurück, um sich dort unter dem Bett oder im Schrank in Sicherheit
zu bringen. Für die Rettungskräfte ist das ein Spiel auf Zeit. Dann heißt es: erst einmal das
Kinderzimmer finden und dann auch noch das Versteck. Nicht selten gehen dabei wichtige Minuten,
manchmal sogar lebensrettende Sekunden verloren. Um sich bei der Suche ab sofort einen Schritt
sparen zu können, sollen die gelben Warndreiecks-Sticker im unteren Drittel der Kinderzimmertür
angebracht werden. Auf diese Weise können die Einsatzkräfte ihn direkt sehen und wissen, dass dort
Kinder sein könnten.
Wer noch keine Sticker hat und
sich diese direkt sichern möchte: Erhältlich sind die „Kinderfinder“ KOSTENLOS im
Feuerwehr-Informations-Zentrum, bei der Feuerkasse und in City-Haspa-Filialen. Weitere Infos:
www.kinderfinder.hamburg